Baugeschichte der ev. Johanniskirche, Witten

Hauptstraße 4a

Das genaue Alter der Kirche kann nur geschätzt werden. Im Jahre 1518 wurde die "hillige Kercke St. Johannis" erwähnt. 1577 wird sie zusätzlich "ecclesia St. Dionysis" genannt. In der Kirche unter dem Chore waren Totenkeller für die adligen Familien von Witten, sowie für die amtierenden Geistlichen.

Gerrit Harren: Geschichte der Stadt Witten (1924)

1696 lieferte Johann Georg Alberti eine Orgel für die Johanniskirche. In Wellinghofen entschließt man sich um 1709 ebenfalls zum Bau einer neuen Orgel durch Johann Georg Alberti. Der Orgelbauvertrag weist aus, dass Alberti verpflichtet wurde, eine Orgel zu liefern, die "wie die Wittensche ahn Structur Stimmen und Register ist".

Martin Völkel:1100 Jahre - Kirche und Geschichte in Wellinghofen

Im Jahre 1715 beschädigte ein Blitz den Kirchturm. Meister Schlingensieb hat dann für 120 Taler die Turmspitze erneuert. Die Kirche war 1751 so baufällig, dass sie erneuert werden musste. Mit dem Bau wurde 1752 begonnen. Der König hatte eine Kollekte genehmigt, die ganz bis an die holländische Grenze ausgedehnt wurde und 2350 Taler einbrachte. Meister Johann Heinrich Gerling baute die Kirche neu aus Bruchsteinen. Um die Kirche herum lag der 1 Scheffel große Kichhof, auf dem erst 1826 der letzte Tote beerdigt wurde.

      

Über der Seitentür der Kirche ist links und rechts die Jahreszahl 1752 noch sichtbar. Links "MDC" Rechts"CLII" (M = 1000, D = 500, C = 100, L = 50, I = 1)

Das Gestühl wurde 1754 und folgende Jahre hergestellt. Viel davon wurde durch freiwillige Holzlieferungen herangebracht, wodurch ein Eigentumsrecht am Gestühl erworben wurde. Die Ausschachtungen des Fundaments, welche 8 Wochen Zeit beanspruchte, wurde abwechselnd von den Eingepfarrten übernommen. Die Inkontribuablen, die auf adligen Gründen wohnten, glaubten dazu nicht herangezogen werden zu können. Jedoch ein Richterspruch vom 12. Juni 1752 erkannte, dass sie bei Kirchen- und Schullasten keine Befreiung hätten. Die Kirche hatte 500 Sitze, sie war 100 Fuß lang und 44 Fuß breit. Für den Turm werden folgende Maße angegeben: 18 Fuß lang, 14 ³/4 Fuß breit und 112 Fuß hoch.

Gerrit Harren: Geschichte der Stadt Witten (1924); Gemeindebuch der evangelich-lutherischen Kirchengemeinde Witten (1930)

Im Jahre 1856 wurde die Kirche um 31 ½ Fuß verlängert, wodurch 460 Sitze gewonnen wurden. Das Chor bekam Marmorplatten. Die Kanzel soll über dem Altar, und die Orgel über die Kanzel gesetzt werden. Die Kosten des An- und Ausbaues betrugen 21324 Mark. 1871 wurde in der Kirche für Abendgottesdienste eine Gasbeleuchtung eingerichtet. Das Gewölbe der Kirche wurde 1885/86 mit einer Holzdecke verkleidet. Im Jahre 1903 ist die Kirche gründlich renoviert worden. Gestühl und Fußboden wurden erneuert, wobei die in der Kirche sich befindlichen Totengrüfte abgedeckt wurden. Bei der Renovierung wurde der Altar, die Orgel und das Gestühl im unteren Bereich erneuert. Die Orgel wurde zum Turm verlegt. Am Chor wurden drei schöne Fenster mit Glasmalerei eingesetzt, von einer Wohltäterin gestiftet. Die Gesamtkosten beliefen sich auf 30350 Mark, davon entfielen 7295 Mark auf die Orgel.

Gerrit Harren: Geschichte der Stadt Witten (1924); Archiv Haus Merlsheim: Grundriss der Johanniskirche von 1952

Grundriss von 1856 mit der Erweiterung der Kirche

 

    

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 Grabsteine im Turm der Kirche

         

 


Die Johanniskirche wurde am 19. März 1945 beim Luftangriff auf Witten bis auf die Grundmauern zerstört und brannte danach voll aus. Von der Kirche blieb nur der Turmstumpf und die stark beschädigten Außenwände stehen. Mit den Aufräumungsarbeiten in der Kirchenruine wurde 1951 begonnen. Am Sonntag, den 7. Oktober 1951 wurde in der Ruine ein stark besuchter und tief beeindruckender Gottesdienst gefeiert. Unter der Leitung des Architekten Paul Kestner aus Witten konnte der Wiederaufbau der Johanniskirche schon nach 1¼jähriger Bauzeit abgeschlossen werden. Die Einweihung der Johanniskirche fand am 30. November 1952, dem ersten Adventsonntag durch den Präses der Westfälischen Landeskirche Ernst Wilm (* 1901 † 1989) statt.

Bruno J. Sobotka: Die Johanniskirche in Witten


Im Oktober 1953 war in den "Wittener Nachrichten" zu lesen: "Das künftige Aussehen des Turmes der Johanniskirche ist schon jetzt gut zu erkennen. Nachdem die Spitze nun fertiggestellt ist, hat Walter Allendorf einen Teil seines Gerüstes abgebrochen. In den letzten Tagen war abschließend noch der Wetterhahn aufgesetzt worden".

 

                                  

   Der Wetterhahn hängt heute im Eingangsbereich der Kirche


Chorfenster der Johanniskirche

          

 

Die Chorfenster, entworfen von Egon Stolterfoth (* 1912 † 1986), gefertigt von der Berliner Bauhütte Kirchlicher Künste. Das linke Fenster wurde gestiftet vom Evangelischem Presseverband, das mittlere Fenster vom Kultusministerium NRW, und das rechte Fenster vom Einzelhandelsverband sowie der Kreishandwerkerschaft Witten.

Johanniskirche Witten; Johannis Brief September 2012


In der Johanniskirche steht der Taufstein aus der 1945 zerstörten Wittener Gedächtniskirche.


 

 

Johanniskirche zur Weihnachtszeit

Die Kirche wurde am 24.05.1989 unter der Listen-Nr. 201 in die Denkmalliste der Stadt Witten eingetragen.

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Letzte Aktualisierung dieser Seite: Freitag, 11.04.2014