kath. Kirche "Unsere Liebe Frau vom Siege" zu Witten

Die ersten Glocken der Marienkirche

Im Jahre 1847 begannen die Verhandlungen wegen Anschaffung von 3 neuen Glocken. Man setzte sich zunächst mit dem Glockengießer Jean Baptiste Dubois zu Paderborn in Verbindung.

Pfarrgemeinde St. Marien, Witten

Der Glockengießer Jean Baptiste Dubois ließ sich um 1844 in Paderborn, später in Brilon nieder. Heinrich Humpert lernte hier und übernahm später den Betrieb, welcher fortan auch seinen Namen trug.

Wikipedia - Heinrich Humpert

Die Verhandlungen aber zerschlugen sich, und obgleich die Glocken bereits vom Glockengießer Jean Baptiste Dubois gegossen waren, wurde am 16. Mai 1850 ein neuer Contract mit dem Glockengießer Georg Claren (* 1782 † 1852) zu Sieglar bei Bonn geschlossen.

Im August 1850 wurden die drei Bronzeglocken aus Sieglar geliefert.

Die größte Glocke, Marienglocke, 820 kg, Durchmesser 1140 mm, Ton e.

Die Glocke hatte oben am Hals einen Fries bestehend aus Laubwerk und Eicheln eingefasst mit 2 Perlstäben, hierunter befand sich in einer aus Blättern bestenden Umrahmung die Inschrift:

St. Maria! Liebreiche Frau, Hülfe der Christen, Herniederschau! Ruf der Verirrten zum wahren Hirten, Siegreiche Frau!

Unter dieser Umrahmung mit Inschrift war noch folgende Inschrift angebracht:

Eigentum der kathl. Kirche in Witten.

Nach dem Schlagring zu ist die Glocke wieder profilliert mit 2 Kehlen in der Mitte. Auf der, der Inschriftseite gegenüberliegender Seite stand in der Mitte der Glocke noch:

Gegossen von Georg Claren in Sieglar im August 1850.

* * * * *

Die zweite Glocke, Josefsglocke, 630 kg, Durchmesser 1010 mm, Ton fis.

Diese Glocke war in allen Teilen genau so ausgebildet und ornamentiert, wie die vorhergehende Glocke. Unter dem Eichenlaubfries war die Inschrift:

St. Joseph Gottesmann, der Jungfrau Bräutigam, wollst in Gefahren, die Unschuld bewahren. führen Sie Himmelwärts!

Unter dieser Umrahmung mit Inschrift war noch folgende Inschrift angebracht:

Eigentum der kathl. Kirche in Witten.

Auf der, der Inschriftseite gegenüberliegender Seite stand in der Mitte der Glocke noch:

Gegossen von Georg Claren in Sieglar im August 1850.

* * * * *

Die dritte Glocke, Johannesglocke, 389 kg, Durchmesser 890 mm, Ton gis.

Auch diese Glocke war in allen Teilen genau so ausgebildet und ornamentiert, wie die beiden anderen Glocken. Unter dem Eichenlaubfries war die Inschrift:

St. Johannes! Rufe laut daß ein Hirt und eine Herde bald auch an dem Ort werde, der dir einstens war vertraut.

Unter dieser Umrahmung mit Inschrift war noch folgende Inschrift angebracht:

Eigentum der kathl. Kirche in Witten.

Auf der, der Inschriftseite gegenüberliegender Seite stand in der Mitte der Glocke noch:

Gegossen von Georg Claren in Sieglar im August 1850.

Pfarrgemeinde St. Marien, Witten; Geschichtsverein Troisdorf-Sieglar August 1999; Königliches Hochbauamt 12. Juni 1917 - Besichtigung der Glocken vor Ort


Munte-Glocke der Marienkirche

Zur Einweihung der neuen, größeren Marienkirche am 1. August 1896, wurde eine vierte Bronzeglocke aus der Wittener Glockengießerei Munte am 24. Juli 1896 geliefert.

Nach dem geglückten Guß wurde die Glocke von einer Kommission am 29. Juli begutachtet und ein Probeläuten folgte. Das Gutachten wurde in einem "Revisionsbericht" festgehalten. Im einzelnen wurde dann festgestellt:

Zu 1. "Sehr reich und voll klingt die kleine Terz mit; der Glocke ist damit der überaus angenehme und runde Mollcharakter gegeben."

Zu 2. "Der Guß der Glocke ist durchaus zu loben und zeugt für die Geschicklichkeit und Fähigkeit des Meisters".

Zu 3. Ein lobendes Wort über die Krone: "Die Inschriften und Verziehrungen sind sehr schön und kunstgerecht ausgeführt . . . "

Gerrit Haren: Beiträge zur Geschichte des Kirchenwesens der Stadt Witten, S. 204 (Jahrbuch/14,1899-1900); Wittener Rundschau, 7. April 1955

Salvator-Mundi Glocke von 1896

      

Vorderseite der Glocke (links), Rückseite der Glocke (rechts)

Aufnahmen oben (2 Stück): Wittener Hofphotograph Friedr. Goebel (* 1853 † 1934).

Die Glocke Ton cis, Gewicht 1505 kg, hatte einen Durchmesser von 1415 mm, der Name der Glocke Salvator Mundi. Die Glocke hatte unter dem oberen Rande einen ringsumlaufenden Fries in romanischen Formen, Kreise mit Füllungen, bestehend aus Blättern und Rosetten. Durch einen Rundstab getrennt befindet sich unter dem genannten Fries nochmals ein romanischer Fries.

Hierauf folgt die Inschrift:

In felicem consecrationis ampliatae ecclesiae meoriam anno salutis MDCCCXCVU Leone XIII. pontifice maximo, Guilelmo II. imperatore, Dr. Huberto Simar dioecesis Paderbornensis episcopo, Joanne Poggel Wittensis gregis parocho catholico nec non decano et cathedralis Paderbornensis ecclesiae honorario caputular.

Zum freudigen Gedächtnis der Weihe der erweiterten Kirche im Jahre des Heiles 1896 unter Papst Leo XIII., dem Kaiser Guilelmo II., dem Paderborner Diözesanbischof Dr. Hubert Simar, dem Dekan und Ehrenkapitular der Paderborner Kathedralkirche und katholischem Pfarrer der Wittener Herde Johannes Poggel.

Unten am Rande befand sich eine 3fache Riefelung mit einem mittleren stärkeren, und zwei äußeren schwächeren Rundstäben. Auf dem Schlagring aussen ist von 2 Stäben eingefasst ein Schriftband angebracht mit dem Wortlaut:

Für die kathl. Pfarrkirche St. Maria vom Siege in Witten. Gegossen von Carl Munte, Glockengießer in Witten.

Auf der, der Schriftseite gegenüberliegenden Seite befindet sich ein Kreuz mit der Inschrift:

Salvator Mundi - Oves meae vocem meam audiunt, Ego cognosco eas et sequuntur Me. (Joh. X,27)

Meine Schafe hören deine Stimme. Ich kenne sie und sie folgen Mir. (Joh 10,27)

Weiter war auf dieser Seite noch ein 12 cm großer stark erhabener Christuskopf mit wallendem Haar angebracht.

Ausschnittvergrößerung von oben links

Die Kronenstäbe waren ausgebildet als Engelsköpfe mit krausem Haar.

Die Glocke kostete fertig armirt und im Turm aufgehangen 2818 Mark.

Pfarrgemeinde St. Marien, Witten; Festschrift zur Feier der Konsekration der Marienkirche 1896; Gerrit Haren: Geschichte der Stadt Witten, Witten 1924; Königliches Hochbauamt 12. Juni 1917 - Besichtigung der Glocken;

Gerrit Haren:Beiträge zur Geschichte des Kirchenwesens der Stadt Witten, S. 204 (Jahrbuch/14 (1899-1900)

Wittener Volkszeitung, Samstag, 01. August 1896

Die Glockenweihe erfolgte am 31. Juli 1896.

Gerrit Haren: Beiträge zur Geschichte des Kirchenwesens der Stadt Witten, S. 204 (Jahrbuch/14,1899-1900); Wittener Rundschau, 7. April 1955

 


Glockenabgabe für den 1.Weltkrieg - Anschaffung eines Stahlgeläutes -

Zerstörung im 2. Weltkrieg

Glockenauflistung von Pfarrer Johannes Gabriel 1917

Die zwei großen Claren-Glocken, die Marienglocke und die Josefsglocke von 1850, wurden im ersten Weltkrieg 1917 zusammen mit der Munte-Glocke von 1896 eingeschmolzen.

Rechnung der Kirchengemeinde vom 25. August 1917; Anerkenntnisschein Nr. 2 vom 30. August 1917 über abgelieferte Bronzeglocken

Am 30.10.1919 stellt Pfarrer Johannes Gabriel (* 1867 † 1946) den Antrag, die Anschaffung von vier Glocken von der Firma Humpert in Brilon zu genehmigen. Der Antrag wurde genehmigt. 1920 wurden vier Guß-Stahlglocken von den Gebr. Humpert aus Brilon beschafft, die bei den Buderus-Werken in Wetzlar gegossen wurden.

Die Glocken hatten die Töne e¹, g¹, a¹, h¹. Die größte Glocke hatte genau wie die vorherige einen Duchmesser von 1415 mm.

Am 19. September 1920 wurden die Glocken geweiht.

Pfarrgemeinde St. Marien, Witten; Erzbistumsarchiv Paderborn

Alle Buderus/Humpert-Stahlglocken haben genau gleiches Aussehen: Eine Scheibenkrone, zwei Schulterstege mit der Inschrift: "Geg. v. Buderus Wetzlar & H. Humpert Brilon". Auf der Flanke vorn eine Inschrift in Großbuchstaben zwei verschiedener Größen, hinten die Jahreszahl, am Schlagring 5 Stege.

Angaben aus: Theo Halekotte: Die Glocken der ehemaligen Briloner Glockengießerei (1981)

Beim Luftangriff 1945 auf Witten, stürzten diese mit der noch vorhandenen Johannesglocke von 1850 (Claren-Glocke) aus dem Turm. Alle Glocken waren schrottreif und lagen lange Zeit neben der Kirche.

Pfarrgemeinde St. Marien

Bis zur Anschaffung eines neuen Geläutes, war neben der Kirche ein Gerüst montiert worden, an dem zwei Glocken hingen.

Über diese beiden Glocken konnte ich bisher keine Angaben finden.


Das heutige Geläut der Marienkirche

Am 19. März 1955 wurden in Gescher von der Glockengießerei Petit & Gebr. Edelbrock die 5 Glocken für die Marienkirche gegossen.

Am Samstag, 02. April 1955 wurden die Glocken auf dem Rathausplatz in Witten feierlich eingeholt. Viele Gläubige und mehrere Musikkapellen geleiteten die fünf mit Girlanden geschmückten Lastwagen zur Marienkirche.

Dazu schreibt der Wittener Stadtanzeiger am 02. April 1955:

Die neuen Bronzeglocken für die Marienkirche werden heute von der Glockengießerei in Gescher auf Lastwagen nach hier geholt. Sie werden gegen 15 Uhr am Marktplatz ankommen und von dort aus in feierlicher Prozession zum Kirchplatz geleitet. Die Gläubigen der Pfarrgemeinde St. Marien sind herzlich eingeladen, zum Empfang der Glocken sich auf dem Marktplatz einzufinden, die Hauptstraße zu umsäumen und mit der Prozession dann zum Kirchplatz zu ziehen.

Die Fahnen und Banner der Vereine mögen sich um 14 Uhr 45 in der Sakristei versammeln. Die Jugend wird gebeten, mit geschückten Fahrrädern die Glocken bei der Wirtschaft Schulte (Mutter Schulte) in Bochum-Laer, Wittener Straße 539, um 14 Uhr 30 abzuholen.

Wittener Stadtanzeiger 02.04.1955

Am Sonntag, 03. April wurden die Glocken geweiht. Zur Glockenweihe kam der Generalvikar von Paderborn Dr. Wilhelm Tuschen (* 1903 † 1961).

Foto oben (1 Stück) aus : St. Marien in Witten (1983)

 

   

Die größte Glocke, "MARIENGLOCKE", 5200 kg, Ton gis°, Durchmesser 2,02 m, hat die Inschrift:

AUXILIUM + CHRISTIANORUM + ORA + PRO + NOBIS (Du Hilfe der Christen, Bitte für uns).

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Die zweite Glocke, "JOSEFSGLOCKE", 3000 kg, Ton h°, Durchmesser 1,67 m, hat die Inschrift:

SANCTE +JOSEPHE + PATRONE + MORIENTIUM + ORA + PRO + NOBIS (Heiliger Josef, Patron der Sterbenden, Bitte für uns).

IN + PIAM + MEMORIAM + MORTUORUM + BELLI + 1939-45 + IM PRIMIS + DIEI + 19. MARTI 1945 ( Zum ehrenden und frommen Gedenken an die Toten des Krieges 1939-45, insbesondere derer des 19. März 1945).

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  Die dritte Glocke, "JOHANNESGLOCKE", 2080 kg, Ton cis¹, Durchmesser 1,47 m, hat die Inschrift:

PATRONE PRIMAE ECCLESIAE URBIS NOSTRAE, UT OMNIUM FIDELIUM MENTES DIRIGANTUR IN VIAM SALUTIS AETERNAE, SANCTE JOHANNES, ORA PRO NOBIS

(Patron der ersten Kirche in unserer Stadt, Heiliger Johannes, bitte für uns).

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Die vierte Glocke, " LIBORIUSGLOCKE", 1450 kg, Ton dis¹, Durchmesser 1,31 m, hat die Inschrift:

LIBORI, PASTOR OPTIME, NOS FAC SANCTIS MORIBUS AD REGNA SANCTA CURRERE (Liborius, Du bester Hirt, laß uns durch ein heiliges Leben zum Reich Gottes kommen).

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Die fünfte Glocke, "PIUSGLOCKE", 810 kg, Ton fis¹, Durchmesser 1,09 m, hat die Inschrift:

OMNIA INSTAURARE IN CHRISTO (Alles in Christus erneuern).

Pfarrgemeinde St. Marien; Erzbistumsarchiv Paderborn;Glockengießerei Petit & Gebr. Edelbrock, Gescher

Die Glocken läuteten das erste mal in der Osternacht 1955.

 

    

Marien- und Josefsglocke (links), Johannes- und Piusglocke (rechts)

Hier im Turm hängen in zwei Etagen die 5 Bronzeglocken.

So klingen die Glocken von St. Marien

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Diese Seite wurde erstellt am 27.12.2006 und zuletzt aktualisiert am: Freitag, 06.06.2014