Die ehemalige Glockengießerei Carl Munte

zu Witten (an der Ruhr).

Zur Glockengießerei Munte ist die Quellenlage recht dürftig. Hier die wenigen Quellen die ich gefunden habe:


Nicolaus Hocker: Die Großindustrie Rheinlands und Westfalens, Leipzig 1867 (S. 134)

Bereits 1867 wird die Glockengießerei Munte genannt, drei Jahre nach der Gründung in Witten.


Stadtsekretair Hassel: Witten Ortskunde und Ortsgesetze, Witten 1902 (S. 1065)


Jahrbuch des Vereins für die Evangelische Kirchengeschichte Westfalens, Gütersloh 1903 (S. 172-173)


Karl Walter: Glockenkunde, Regensburg und Rom 1913 (S. 825)


Gerrit Haren: Geschichte der Stadt Witten, Witten 1924 (S. 453)

Anmerkung: Im Turm der röm. kath. Kirche, gemeint ist die Marienkirche in Witten, kam zu den vorhandenen drei Claren-Glocken von 1850, zur Erweiterung der neuen Marienkirche im Jahre 1896 eine weitere Glocke aus der Glockengießerei Munte hinzu.


Fr. Wilhelm Aug. Pott: Geschichte der Stadt Witten, Witten 1924 (S. 220)


Gustav Adolf Wüstenfeld: Witten Stadt an der Ruhr, Witten 1972 (S. 16)


Jakob Schaeben: Kunst des 19. Jahrhunderts im Rheinland, Düsseldorf 1981 (S. 108)

Anmerkung: Die genannte Glocke wurde erst 1921 nach Dierdorf verkauft. Sie wurde 1894 für die Lutherkirche in Remscheid gegossen. Auch erhalten keine, kann wiederlegt werden. Es gibt mindestens noch sechs vorhandene Munte-Glocken. In Witten drei Glocken (und die Schulglocke) in Dierdorf und Homberg je eine Glocke.


 

Im August 1864 wurde Carl Munte wegen Fehlerhaftigkeit der Glocken in Gütersloh, als Gutachter bestellt. Das Protokoll ist am 1. September 1866 von Carl Munte mit dem Zusatz "Glockengießermeister in Witten a/Ruhr" unterschrieben worden.


Carl Munte ist am 17. September 1827 in Neuhaldensleben bei Magdeburg geboren. Getauft wurde er auf die Namen, Wilhelm Carl Ferdinand Munte.

1864 kam er von Neuhaldensleben nach Witten und gründete im gleichen Jahr die Glockengießerei. Wahrscheinlich hat ihn die aufblühende Industrie mit ihren ständig wachsenden Gemeinden gelockt und veranlaßt, seinen Betrieb hier auszuüben. Die Familiensaga, so Frau Wilhelmine Hunike (* 1934 † 2001), die Enkelin des Glockengießers Walter Munte, sagt, dass ihr Urgroßvater Carl Munte nach einem Lottogewinn die Glockengießerei gegründet hat.

Am 22. April 1864 stellte der Wittener Baumeister Friedrich Ellinghaus den Bauantrag bei der Stadt Witten für die Errichtung eines Wohn- und Gießereigebäudes für das Grundstück in der Rosenstraße 14.

      

Sein ältester Sohn Walter wurde am 26. Juni 1866 in Witten geboren. Er wurde am 29. August 1866 vom Pfarrer Friedrich Adolf König (* 1835 † 1914) in Witten auf die Namen Carl Wilhelm Ferdinand August Walter Munte getauft.Später besuchte er die Königlich-Preußische Fachschule für Metallindustrie in Iserlohn, und übernahm danach, als ältester Sohn den Betrieb des Vaters.

Der zweite Sohn Gustav Franz Hermann Friedrich Carl Munte wurde am 17. Mai 1868 in Witten geboren, der dritte Sohn Hermann Munte wurde am 03. März 1872 in Witten geboren.

Im Oktober 1891 wird die Glockengießerei umgebaut. Es wird eine Formgrube errichtet mit einer Grundfläche von 3, 70 m x 3, 70 m und einer Höhe von 3 Metern. Das Wittener Bauunternehmen Lünenbürger & Franzen war für den Umbau verantwortlich.

      

                         

 

44 Jahre hat die Glockengießerei in Witten bestanden. Wie kaum ein zweiter verstand es Carl Munte, eine "gotische Rippe" zu gießen. Durch eine eigene Gußtechnik des Wittener Glockengießers wurde bei sehr schwieriger Materialverteilung ein besonders schöner Glockenton erreicht.

 

Carl Munte ist am 18. Mai 1905 verstorben. Zu diesem Zeitpunkt war Walter Munte nicht mehr in der Firma, da er mit der Geschäftspolitik seines Vaters und seiner jüngeren Brüder Carl und Hermann auf Grund seiner Sachkunde nicht einverstanden war.

Die Brüder Carl und Hermann übernahmen 1905 die Glockengießerei. Eine Glocke wurde hier jedoch nicht mehr gegossen.


Das Ende der Glockengießerei Munte

Mit dem Tod von Walter Munte am 7. Dezember 1908, ist die Glockengießerei Munte erloschen. Der Betrieb wurde am 1. Mai 1909 als Metall- und Glockengießerei von Franz Hillebrand übernommen, und bis zum 1. Februar 1929 geführt.

Bei der Begutachtung der Glocken im städtischen Museum in Witten am 12. Mai 1917, war ein Vertreter der Glockengießerei Munte, Inh. Franz Hillebrand anwesend. Die Glocken der ev. Kirche in Bommern wurden im Juli 1917 von der Fa. Karl & Herm. Munte, Inhaber: Franz Hillebrand ausgebaut; die Glocken der ev. Kirche zu Herbede wurden zur gleichen Zeit ausgebaut. Das Angebot für den Ausbau der Glocken von der Glockengießerei Munte, Inh. Franz Hillebrand ist vom 12. Mai 1917.


Gustav Franz Hermann Friedrich Carl Munte der 1905 mit seinem Bruder Hermann Munte die Glockengießerei übernommen hatte, ist bei der Schlacht in Verdun 1918 gefallen. Sein Bruder Hermann Munte wanderte nach Brasilien aus.


Die ev. Kirche in Witten-Heven erteilte im Dezember 1924 der Wittener Glockengießerei Munte Nachf. den Auftrag, für 5400 RM das alte Geläut wiederherzustellen. Da die Wittener Glockengießerei Munte das Gießen inzwischen eingestellt hatte, ließ sie zwei Bronzeglocken in Kommission von Junker & Edelbrock gießen.


Neuer Besitzer der Metall- und Glockengießerei wurde Heinrich Mellmann. Die Firma wechselte von der Rosenstraße 14 zur Ruhrstraße auf ein ehemaliges Grundstück der Zeche Franziska (heute Saalbau/Parkhotel).


Die neuen Stahlglocken haben die alten Bronzeglocken verdrängt, nicht weil sie besser, sondern weil sie billiger sind und weil sie wohl auch die Kriege besser überstehen.

Wittener Rundschau 7. April 1955; Ruhr Nachrichten im Oktober 1983 und Ostern1999; Brief von Frau Hunike , Enkelin von Walter Munte, April 1999; Gewerbeakte Stadtarchiv Witten; Kreiskirchenamt Hattingen-Witten; Kirchenbuch der Evangelischen Kirchengemeinde Witten von 1864; Stadtarchiv Iserlohn; Archiv Ev. Kirchengemeinde Gütersloh; Landeskirchliches Archiv Bielefeld; Gerrit Haren: Geschichte der Stadt Witten, Ehrentafel der im Krieg gefallenen Wittener Söhne, Witten 1924, S. 525

Die Firma "Carl & Herm. Munte" Inh. Heinrich Mellmann ist am 26. Februar 1957 laut Gewerbeakte der Stadt Witten erloschen, und wurde am 20. September 1957 im Handelsregister gelöscht.

Das ist die letzte Spur von Aktivitäten, die aus der ehemaligen Wittener Glockengießerei Munte noch zu finden war.


   

  

Werkstatt der Glockengießerei Carl Munte, Rosenstraße 14

Als vor dem Abriss der Glockengießerei die Werkstatt besichtigt wurde, war man "unheimlich Verblüfft". Fast nichts hat sich dort seit 80 Jahren verändert. Es ist ein Betrieb, an dem die Modernisierung der letzten Jahrzehnte spurlos vorübergegangen sind. Im Boden kann man noch die Vertiefungen erkennen, die letzten Überreste der Ausschachtungen für den Glockenguß. Eine Formschablone, die dem Gußkern seine Form verlieh, lehnt an der Wand, als hätte sie der Former gestern dort abgestellt. In der Mitte steht ein Schmelztiegel, in dem das flüssige Metall für kleinere Gußstücke geschmolzen wurde. Der Flammofen und die Gußrinne für die großen Glocken wurden 1909 abgerissen, als ein Wohnhaus auf dem Gelände hinter der Glockengießerei errichtet wurde.

Text und Bild - Ruhr Nachrichten 1983

Als die Stadt Witten dieses Gebiet für einen großen Kaufpark sanierte, wurde am 28. November 1986 der Abbruchantrag gestellt, und durch die Stadt Witten am 22. Januar 1987 genehmigt.

Die Glockengießerei Munte, Rosenstraße 14 war in der Gemarkung Witten Flur 45, Flurstück 59. Leider ist die Werkstatt der Wittener Glockengießerei Munte nicht erhalten geblieben. Heute würde man Stolz sein, auf so ein kleines Museum der Wittener Handwerkskunst.

Werbung der Glockengießerei Munte

 

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Diese Seite wurde am 14.05.2005 erstellt und zuletzt aktualisiert am: Dienstag, 06.10.2015